Religionen - Hoffnung für eine taumelnde Welt

Religionen - Hoffnung für eine taumelnde Welt

Startdatum
13. September 2022
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Warum ist diese Petition wichtig?

Gestartet von Paul M. Zulehner

Anlässlich des „Siebten Kongresses der Führer der Weltreligionen und der traditionellen Religionen“ in Kasachstan vom 14.-16.9.2022 haben Annette Schavan (Berlin/Ulm), Tomáš Halík (Prag) und Paul M. Zulehner (Wien) die Initiative für einen Aufruf ergriffen. Er wird weltweit unterstützt. Namhafte Personen unterschiedlicher Religionen und aus der Politik tragen ihn als Erstunterzeichnende mit.

Initiatorin/Initiatoren - Erstunterzeichnende

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Wofür wir sehr herzlich danken!

 

RELIGIONEN - HOFFNUNG FÜR EINE TAUMELNDE WELT

Ein Aufruf (14.9.2022) 
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1. Eine taumelnde Welt
Wir leben in einer taumelnden Welt. Die Herausforderungen für die Menschheit sind enorm:

• In vielen Teilen der Welt werden barbarische Kriege geführt; die Bedrohung durch einen ABC-Overkill und atomare GAUs in Kriegsgebieten ist akut.

• Das sensible Klimasystem hat viele Kipppunkte erreicht; werden diese überschritten, ist der Lebensraum Erde bedroht.

• Kriege, Hoffnungslosigkeit aus Armut und Klimakatastrophen haben schon über 100 Millionen Menschen in die Flucht getrieben; die politischen Spannungen in den Ausnahmeländern nehmen zu.

• In reichen Ländern ist eine Informatisierung in Gang gekommen, welche das soziale Gefüge ähnlich verändert wie die Industrialisierung.

• Die Pandemie hat diese Vorgänge überlagert und sie in den Hintergrund gedrängt. Inzwischen haben sie die Politik erreicht.

2. Viele Menschen sind verunsichert, Angst macht sich breit
Viele Menschen spüren diese bedrohlichen Entwicklungen immer mehr in ihrem Alltagsleben. In Europa brennen Wälder. Flüsse haben noch nie dagewesenes Niedrigwasser. Andernorts kommt es zu Überschwemmungen. Weil Mais und Weizen aus der Ukraine nicht unbehindert verschifft werden können, wird der Hunger in vielen Teilen der Welt verschärft. Weltweit steigen die Energiepreise. Die Lebenskosten werden selbst in reichen Ländern für die Schwächeren unerschwinglich. Solche Erfahrungen verunsichern die Menschen. Sie machen Angst. Angst aber entsolidarisiert, schafft eine Atmosphäre wachsender Rivalität.

Einige politische Populisten und religiöse Fundamentalisten nutzen Angst, Lügen und Gier, um die Kluft zwischen Nationen, Kulturen und Religionen zu vergrößern, Hass und Gewalt zu schüren, Nationalismus (nationalen Egoismus) und Fremdenfeindlichkeit zu verbreiten.

3. Ausschau nach Hoffnungsressourcen
In dieser Weltlage halten wir, die Unterzeichnenden dieses Aufrufs, mit vielen Menschen guten Willens Ausschau nach Kräften, die helfen, in der Angst zu bestehen und couragiert die Herausforderungen anzunehmen. Das gelingt nicht durch Versprechen von Sicherheit. Allein Vertrauen ermutigt dazu, Hoffnung zu finden und tätig zu werden. Je bedrängender die Weltlage ist, umso mehr Hoffnung braucht die Welt. Nur aus ihr heraus verlieren die Verantwortlichen und die Bevölkerungen nicht die Zuversicht, dass sich die großen Herausforderungen meistern lassen.

4. Religionen als Quellen der Hoffnung
Die Weltreligionen waren und sind für Millionen von Menschen Quelle der Hoffnung und der Kraft, Angst, Egoismus und Resignation zu überwinden. Sie sind eine Inspiration für ein universell-solidarisches Leben.

Die große Sehnsucht nach einer geeinten Menschheit in Gerechtigkeit und Frieden, für die die Religionen stehen und sich einsetzen, hat nichts an Kraft verloren und motiviert gerade in dieser fragilen Zeit immer mehr Menschen.

5. Religionen oft Teil des Problems, nicht der Lösung
Gleichzeitig sind wir uns bewusst, dass die Religionsgemeinschaften in dieser Zeit, in der sie so dringend gebraucht werden, in einer schwierigen Lage sind. Selbst viele Gläubige - darunter auch Papst Franziskus - geben schmerzlich zu, dass die Religionen (Religionsgemeinschaften) oft Teil des Problems und nicht Teil der Lösung sind.

• Die christlichen Kirchen in Europa verlieren aus einer Reihe von schwerwiegenden Gründen an Vertrauen. Sie sind oft zu sehr nach innen gerichtet, d.h. „krank“, wie Papst Franziskus diagnostizierte.

• Nicht nur die christlichen Kirchen, auch der Islam steckt weltweit in einer tiefen Vertrauenskrise. Die Allianz zwischen Religion und Gewalt hatte schon dem Christentum in Europa schwer geschadet. Religiös begründete terroristische Gewalt bedroht die Glaubwürdigkeit der weltweiten muslimischen Gemeinschaft.

• Viele irritiert mit Recht auch die Allianz zwischen den kriegsführenden russischen Politikern und dem Patriarchen der Russisch-Orthodoxen Kirche.

6. Erneuerung der Religionsgemeinschaften um der Welt willen
Dennoch gibt es in den Religionen der Welt starke Kräfte, die diese tragische Verbindung von Gott und Gewalt ablehnen und überwinden wollen. Die Religionen sollen sich in ihrem politischen Einsatz für die Welt an ihren prophetischen Quellen und nicht an den Interessen der Mächtigen orientieren. Wahre Religion verwandelt Gewalt in (universelle) Liebe. In ihr wurzeln Würde, Gleichheit, Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden mit allen Menschen und mit der Natur.

In dieser ernsten Zeit wenden wir uns, die Unterzeichner dieses Appells, die zu den verschiedenen Glaubensgemeinschaften gehören, an alle Glaubensgemeinschaften und an alle Menschen guten Willens.

Wir wollen uns und alle dringend daran erinnern:

• Alle Religionsgemeinschaften brauchen eine kritische Selbstreflexion und Bemühungen um Selbstvertiefung und Erneuerung, um ihre oft zu Recht verlorene Glaubwürdigkeit und moralische Autorität wiederzuerlangen. Die innere Reform und das theologische Gedächtnis der Geschichte sind Teil der Hoffnung, die wir brauchen.

• Wenn die Religionsgemeinschaften Instrumente der Versöhnung und des Friedens sein sollen, müssen sie gerade jetzt alle Erscheinungsformen gegenseitiger Rivalität überwinden und sich um eine Kultur der gegenseitigen Anerkennung und des Respekts bemühen.

•  Alle Religionsgemeinschaften brauchen den Mut und die Demut zur „Selbsttranszendenz“, also von sich abzusehen, sowie zur Überwindung ihres „kollektiven Narzissmus“, um nicht nur ihre institutionellen und ideologischen Interessen zu verfolgen, sondern ihre Mitverantwortung für unsere gemeinsame Welt wahrzunehmen.

7. Nicht Todeskampf, sondern Geburtswehen
Papst Franziskus ist es - im Einklang mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (Nostrae Aetate 2) - ein großes Anliegen, dass die Religionen und alle Menschen guten Willens zum Wohle der Welt zusammenarbeiten. In dem Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt erinnert er zusammen mit dem großen Imam Ahmad Al-Tayyeb daran, dass Gott „alle Menschen mit gleichen Rechten, gleichen Pflichten und gleicher Würde erschaffen und sie aufgerufen hat, als Brüder und Schwestern zusammenzuleben“. Religionen schüren die Hoffnung, dass die gegenwärtigen Herausforderungen, welche die Welt taumeln lassen, nicht der Todeskampf der Erde und der Menschheit sind, sondern Geburtswehen einer Welt, in der Völker in Gerechtigkeit und Frieden in Harmonie mit der Natur leben. 

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